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Lightroom 6 vs. Capture One Pro 8

Gestern wurde ja das langersehnte neue Lightroom herausgebracht und ich habe überlegt, ob auch ich da meinen Senf dazu geben soll. Im Prinzip werden ja auf vielen Seiten die neuen Features runtergebetet, getestet usw. und eigentlich alles gesagt und mit Sicherheit auch oft auch fundierter als von mir.

Aber warum soll ich nicht einfach mal meine Eindrücke und Meinung kundtun und das mache ich einfach mal.

Apple hat ja lange in Bezug auf die Weiterentwicklung von Aperture geschwiegen, daher war ich dann kurz mal bei Lightroom und bin dann aber bei Capture One Pro 8 gelandet. Mittlerweile hat Apple ja auch offiziell Aperture aufgekündigt und ersatzlos gestrichen. Man kann zwar sein Library in die neue Foto-App migrieren, aber das ist für mich kein Ersatz. In der letzten Lightroom 5 Version konnte man ja auch seine Aperture Bilder rüberbekommen, was allerdings bei Capture One schon vorher ging. Wobei ich davon keinen Gebrauch gemacht habe, sondern nur die Bilder alle importiert und die neuen entsprechend bearbeitet. Wenn ich dann mal auf ältere zurückgreife, bearbeite ich entweder neu oder ziehe sie mir aus Aperture raus. Das Programm läuft ja noch.

So nun aber zu dem Upgrade von Adobe und mal einen kleinen Kurzvergleich zu Capture One Pro. Nun will ich aber sagen, dass ich nur die stinknormale Bearbeitung verglichen habe, die ich den Großteil meiner Bildern zuteil kommen lasse. Weil für mich ist es wichtig, dass ich schnell zu den für mich richtigen Ergebnissen komme. Um mal einen Vorgeschmack zu geben habe ich hier mal so drei Bilder angefügt und Ihr könnt raten, mit welchem Programm die entwickelt wurden. Aus den Exifdaten könnt Ihr nichts rauslesen :D. Um die Verwirrung perfekt zu machen ist eines der Bilder auch noch mit Aperture entwickelt worden.

Ausnahmsweise habe ich die Bilder in Originalgröße hinterlegt und wie gesagt, mit meinem Standardworkflow bearbeitet. Ein bisschen Belichtung, Kontrast, Lichter, Schatten, Klarheit, Schwarz und Weißwert. Keine Sättigung, Dynamik oder andere farblichen Beeinflussung. Auch keine Schärfe. Mal gucken, wer drauf kommt 😉

Eins möchte ich noch erwähnen, der Unterschied von LR zu den anderen beiden wäre noch größer gewesen, wenn ich nicht 2x noch nachgebessert hätte!

So was kann Lightroom jetzt neu, was vielleicht wichtig scheint:

  1. HDR für mich (noch) nicht wichtig
  2. Panorama ebenso
  3. schneller, konnte ich nicht so nachvollziehen, da ich nicht meine ganzen Bilder reingezogen habe und ich es auch vorher nicht zu schlimm fand. Allerdings im Vgl. ist C1 beim Sichten und Bewerten schneller zu bedienen, wenn die Vorschauen erstmal gerechnet sind. Aber gut, LR 6 ist eine .0 Version und C1 hat eben mit der GPU-Unterstützung deutlich länger Erfahrung.
  4. Gesichter ist schick, aber leider auch nicht so viel besser, als bei Aperture und iPhoto. Jep das konnte Apple schon länger.
  5. und noch das Eine oder Andere, wo bereits der Kollege Sven Tetzlaff seinen Senf dazu abgegeben hat

Um was beneide ich LR 6? Nichts, was ich nicht auch schon bei LR 5 gut fand:

  1. leichtere Verwaltung, da habe ich mich mittlerweile arrangiert, ich war aber auch sehr von Aperture verwöhnt. Aperture war was die Verwaltung angeht m.E.n. auch besser als LR
  2. beim Kopieren von Stichwörtern eines Bildes auf viele andere, dass ich auch einzelne Stichwörter rausnehmen kann
  3. einfacher nachträglich die GPS-Daten einzufügen
  4. besser Workflow, wenn man von einem Notebook die Bilder mit Bearbeitungen in seinen Hauptkatalog rüberziehen möchte. Allerdings kommt hier LR auch nicht an Aperture ran.
  5. und dann wird es auch schon schwierig, was zu finden

Was finde ich denn bei Capture One besser?

  1. ich komme schneller zu meinen Ergebnissen
  2. neutralere und ehrlichere Farben, vor allem bei der Haut (wobei ich nicht so der Menschenfotograf bin)
  3. lokale Anpassungen auf Ebenen-Basis und ich kann auch den Weißabgleich lokal einfügen. D.h. der Haut im Vordergrund kann eine anderer WB zugeteilt werden, als z.B. dem Hintergrund. Sehr cool, wenn man z.b. vorn anderes Licht hat, als hinten
  4. individuelle Anpassung der Bearbeitungsoberfläche. Auch wenn es erstmal aufwändig erscheint, aber ich kann C1 an mich anpassen
  5. mehrere unterschiedlich Exporteinstellungen gleichzeitig
  6. ist nicht der Platzhirsch und Phase One hört auch noch auf seine Kunden

Bei längerem Überlegen würden mir bei den Vor-und Nachteilen sicher noch mehr einfallen, aber ich denke, das sind erstmal die wichtigsten Dinge.

Bis heute habe ich im übrigen auch den Radialfilter bei Capture One vermisst, aber bei Google+ kam heute eine Ersatzmöglichkeit, die auch fast genauso schnell funktioniert, wie die von LR.

Wenn man sich bei Phase One über C1 informiert, fällt einem der recht hohe Preis auf. Hier der Hinweis, dass es zwischendurch auch mal Angebote gibt und wenn einer, so wie ich, eine alte C1-Version hat, dann fällt der Preis auch entsprechend. Auf alle Fälle sollte jeder, der nicht weiß, mit was er zukünftig arbeiten möchte, sich mal die Testversion herunterladen. Es gibt auch auf deren Webseite gute Tutorials, die auch gut verständlich sind, wenn man so wie ich nicht gut im Englisch ist. Außerdem habe ich auch auf Youtube oder Flipboard mal das Eine oder Andere zu C1 gesammelt.

Wenn sich einer für Capture One entscheiden sollte und auch mal deutschsprachige Hilfe benötigt, kann gerne mit mir Kontakt aufnehmen oder mal bei der G+ Community vorbeischauen.

So im Prinzip habe ich mein Fazit schon fast vorabgenommen, das neue Lightroom ist für mich weit davon entfernt mir Capture One madig zu machen. Wenn mir was bei C1 fehlen sollte, dann bin ich zuversichtlich, dass das irgendwann kommt. Ich bin auch der Meinung, dass die meisten angepriesenen Neuigkeiten keinen Versionssprung rechtfertigen. Ich finde es eher peinlich, dass Adobe auch den Geschwindigkeitszuwachs bewirbt, der ja m.W.n. schon bei der 5er Version kommen sollte. Und was ich so gehört habe, ist das Ergebnis wohl auch ernüchternd. Was ich bei der Gesichtserkennung gut finde, dass der Name auch in die Stichwörter geschrieben werden, sodass man auch nach dem Export aus LR auf diese Daten zurückgreifen kann (man kann es beim Export aber auch rausnehmen).

Von Capture One würde ich mir noch eine bessere GPS-Pflege wünschen, das ist mir derzeit mit dem Umweg über z.B. myTracks etwas umständlich, aber machbar.

Ich werde bei Capture One Pro bleiben!

Und welches Programm das Bessere ist, das ist genau wie der „Glaubenskrieg“ der Kameramarken, vieles ist Geschmacksache und man muss sich eben wohlfühlen.

 

9 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Joerg Lange sagt:

    Moinsen,

    sehr interessanter Bericht. Ich habe Lightroom CC auch seit gestern drauf und muss es mir noch im Detail anschauen. Was mir aber auffällt: mit der HDR-Funktion werde ich definitiv was anfangen können, weil LR’s HDR sehr natürlich aussieht.
    Zu Deiner Frage – ich kann hier nur raten, aber ich würde sagen:

    von links nach rechts: C1, Aperture, LR CC

    Gruß
    Jörg

  2. Hi Jörg,

    ja wer viel mit HDR oder auch Panoramen für den wäre wahrscheinlich sogar ein Wechsel sinnvoll. Für jemanden, der sowieso schon Lightroom hat, ist auch hier ein Upgrade sinnvoll.
    Nur für jemanden, wie mich oder jemand, der noch keinen RAW-Konverter hat, der sollte es sich überlegen, ob die Feature-Liste wichtig ist.

    Zu Deiner Vermutung: falsch geraten. Ein kleiner Tipp in Bezug auf die von mir beschriebenen Farben von Capture One und der nicht so Detailreichtum von Aperture, kann Dir beim nächsten Raten helfen 😉

    1. Hi hi hi, da sieht man mal, dass man das einfach nicht beurteilen kann. Die Ergebnisse sind zwar unterschiedlich, aber doch recht nahe. Daher gehe ich davon aus, dass wenn man sich richtig Mühe gibt, zu einem einheitlichen Ergebnis kommen kann. Auch gehe ich davon aus, ein und dasselbe Bild mit ein und demselben Programm nur an unterschiedlichen Tagen bearbeitet, kommen auch unterschiedliche Ergebnisse raus.

      Auch wieder falsch geraten. Vergleiche die Bilder mal in voller Auflösung, guck Dir mal die Farben, vor allem das Wasser an und dann die Details im dunklen Bereich des Schilfdaches.

      1. Joerg Lange sagt:

        Stimmt, jetzt wo Du es sagst: in den Schatten vom Schilfdach sieht man es besonders gut. Also Aperture ist das Erste. Ich habe mehr auf die Farben geachtet und da gefällt mir eigentlich das mittlere Bild (nur von den Farben her) am Besten. Das dritte Bild finde ich farblich etwas unnatürlich. Sag jetzt nicht, dass das dritte C1 ist?!

        1. Aperture, Capture One und Lightroom. Und an den Farben habe ich gar nichts gemacht.

          Was ich aber eben gesehen habe, dass das Schild im Hintergrund am schlechtesten bei Lightroom zu erkenne ist, was die Schrift angeht. Ich muss mir das Bild nachher nochmals im Original ansehen.

          1. Joerg Lange sagt:

            Ja, genau auf das Schild hatte ich eben auch geguckt – daher hatte ich dieses Bild anfangs für Aperture gehalten. Und ich muss zugeben, dass mir das mittlere Bild am besten gefällt. Auch wenn Du nicht an den Farben gedreht hast: das Lightroom-Bild ist mir vom Farbton irgendwie zu warm/gelb/unnatürlich. Das Wasser sieht auch unnatürlicher aus als bei den anderen beiden. Wobei wir uns hier ganz klar im Bereich der Krümelkackerei bewegen…

  3. Eike sagt:

    moin, hast du die denn LR 6 gekauft oder hast du nur die trial getestet. denn wenn du hdr und panos nicht brauchst würde ich denn kauf nicht verstehen.
    dass C1 das realistischere Bild abgibt ist klar. dafür ist es bekannt. leider hat LR aber mit den VSCO Filtern die Nase ertrem weit vorn wenn es um nicht realistische Bilder geht.

    1. Moin Eike,

      ich habe die Trial-Version genutzt, um zu testen, ob sich ein evtl. Umstieg lohnen würde.

      An VSCO habe ich vor allem aufgrund der kürzlich kostenlosen Version auch mal kurz gedacht, aber das ist für mich kein Grund zu wechseln.

      Wenn ich mich mit C1 bzgl. der Modifizierung der Farbbalance weiter auseinandergesetzt habe, dann werde ich mal bzgl. der nicht realistischen Bilder befassen und Presets anlegen.

      Gruß Mark

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