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Ein kleiner Spaziergang mit der Leica M Monochrom

Wie ja viele vielleicht wissen, bin ich ein kleiner Leica-Fan und ich möchte daher auch mal über meine Erfahrungen mit der Leica M Monochrom der ersten Generation berichten.

Normalerweise langweile ich ja bei meinen Berichten selten über die technischen Daten von Kameras oder sonstigen Geräten, da das auf den Herstellerseiten meisten besser beschrieben steht. Nur in diesem Fall will ich mal einen kleine Ausnahme machen, da das Konzept schon was besonderes ist.

Die Basis Leica M Monochrom ist die Leica M9-P, woher sie das Design und die technischen Grundzüge hat. D.h. es ist eine klassische Messsucherkamera, die eben in meinem Fall in einem zärtlichen Schwarz daherkommt und auch nicht dem typischen roten Leica-Punkt vorne hat. Leica hatte schon zu Analog-Zeiten eine P Ausführung, die serienmäßig den „Stealth-Modus“ hat und somit nur von Kennern als Leica erkennbar ist. Ferner ist die Analoge MP eine rein mechanische Kamera, die nur Strom für den Belichtungsmesser braucht und somit eben auch sehr robust ist und natürlich auch in reinen Schwarz oder Silber verfügbar. Die digitalen Ps sind kommen natürlich nicht ohne Strom daher, sind dafür aber etwas robuster gebaut, indem z.B. hinten ein Saphierglas verbaut wird, statt Gorillaglas. Und die Monochrom kann man nur an dem eingravierten Monochrom auf dem Blitzkontakt und dass der geschwungene „Leica-Schriftzug“ auf dem Deckel fehlt.

Oh Mann ganz schön viel zum Design erzählt, aber nun zum eigentlichen Unterschied zur Leica M9-P, denn die Monochrom kann nur, wie der Name schon sagt, nur Schwarz-Weiß. Wenn man sich mal den Aufbau von Sensoren so anschaut, dann nimmt der Sensor eigentlich nur Helligkeitswerte ohne Farben auf. Um die Farbe zu erhalten, wird neben vielen anderen Filtern auch ein sogenannter Bayer-Filter drübergepackt, der in einem regelmäßigen Muster aus grün, blau und rot besteht. Es gibt auch noch andere Systeme, aber dieser ist am weitesten verbreitet. So nun ist Leica hergegangen und einfach diesen Filter weggemacht und die Firmware angepasst und noch ein paar andere Dinge gemacht und hat nun eine Kamera, die nur Helligkeitswerte kann – nicht mehr und nicht weniger, das aber dafür richtig gut.

Was für einen Vorteil hat das? Nun zum einen für die, die sowieso gerne oder nur in Schwarz-Weiß fotografieren, müssen das hinterher nicht mehr in der Nachbearbeitung machen. Wobei das heutzutage eigentlich auch kein Thema mehr ist und einen Nachteil hat die Monochrom, aber dazu später. Nein der Vorteil ist, dass die einzelnen Pixel nicht die unterschiedlichen Farben des sogenannten Bayer-Pattern teilen müssen, sondern das Licht (fast) ungefiltert auf den Sensor trifft. Dass dadurch die Auflösung, Dynamikumfang und Schärfe sehr gut ist, versteht sich von selbst, aber ich wollte es auch nicht so glauben. Schon gar nicht den Dynamikumfang. Man kann sich hier bedenkenlos den hellen Stellen widmen, damit man hier noch Zeichnung hat, denn die Tiefen kann man richtig hochziehen, ohne dass es zu starken Rauschen kommt. Das ist Wahnsinn, was man da in der Nachbearbeitung noch rausbekommt, ohne Banding oder andere lästigen Artefakte, die man sonst so kennt, wenn man übertreibt.

Ja das Thema Rauschen bei der M9-P, da war sie nicht sonderlich gut. Man konnte so bis max. 1200 ISO gehen und alles drüber war nur noch dokumentarischer Natur. Aber auch sie konnte eine Sache gut, dass man die ISO bei 640 oder 800 lässt und dann sich die Belichtung in der Nachbearbeitung wiederholt. Im übrigen, ich rede natürlich nur von RAWs. Tja und die Monochrom ist beim Thema rauschen deutlich besser. Durch den Wegfall des Bayer-Pattern fängt die ISO statt bei 160 erst bei 320 an und endet bei ISO 10000. In den ersten Tests die ich gemacht habe, sind locker 6400 drin und danach geht ein Helligkeitsrauschen (Farbrauschen geht ja nicht 😉 ) los, was aber irgendwie eine andere Charakteristik aufweist. Viel feiner und nicht so störend.

Eine Besonderheit hat die Monochrom noch, das Histogramm auf dem Display zeigt die Helligkeitsverteilung des RAWs an und nicht, wie es sonst üblich ist, das eingebettete JPEG! D.h. in der Praxis, dass wenn das Histogramm rechts oder links abschneidet, dann ist da auch nichts mehr in der Nachbearbeitung zu holen. Da muss man sich im fotografischen Alltag (den ich bei der Kamera noch nicht habe) erstmal dran gewöhnen.

Und nun noch eine Sache, was man bei der Monochrom nicht mehr in der Nachbearbeitung kann und zwar an den Farbregler ziehen. Hier kann man ja normalerweise sich den einen oder anderen Kontrast wieder zurückholen wenn z.B. in der Natur der grüne Baum und die rote Blüte die selbe Helligkeit aufweist. Hier hat die Monochrom (fast) das nachsehen, denn aufgrund der fehlenden Farbinformationen, kann man ja nichts mehr ändern, sodass eine es nunmal grau auf grau bleibt. So und hier kommt die analoge Schwarz-Weiss Fotografie zum Tragen, denn auch hier hatte man früher das Problem und dem konnte man entgegenwirken, indem man einen passenden Farbfilter vor das Objektiv geschraubt hat. Ein gelber holt z.B. noch etwas Kontrast im Himmel zwischen blau und den Wolken hervor. Für Portraits wird die Haut etwas feiner dargestellt. Ein Gelbgrünfilter macht das selbe, macht aber das grün etwas heller. Orange und Rot holen noch mehr Kontrast aus dem Himmel heben aber auch Hautunebenheiten hervor, was sicher für Charakterportraits gut ist, aber ich denke bei den Damen sollte man lieber beim Gelbfilter bleiben. Grün und Blaufilter sind nach meinen bisherigen Recherchen und was ich noch von früher weiß, eher zu vernachlässigen. Ich selber habe mir erstmal einen mittleren Gelbfilter und ein Gelbgrünfilter geholt. Hier will ich mal die Auswirkungen demnächst mal testen. Achja gerade beim Filter muss man darauf achten, dass man optisch gute kauft.

Also insgesamt ein super interessante Kamera, die einen neben dem normalen Herausforderungen einer Messsucherkamera auch noch in Sachen Schwarz-Weiß Fotografie herausfordert. Hier kommt leicht analoges Gefühl wieder hoch.

In diesem Jahr hat Leica im übrigen die zweite Auflage der Monochrom Typ 246 auf Basis der Leica M (Typ240) mit 24MP CMOS-Sensor herausgebracht. Die Leica M9-P und auch meine Monochrom haben noch einen CCD-Sensor. D.h. es kommen wohl demnächst Schwarz-Weiß Videos heraus, denn das ist das was die neue Monochrom neben Liveview und elektronischen Aufstecksucher auch kann. Im übrigen mit noch höheren brauchbaren ISO.

Ich muss sagen, dass so eine Kamera auch nur Leica herausbringen kann, denn die Zielgruppe ist schon recht eingeschränkt und daher kann sich auch eben nur Leica erlauben einen höheren Preis zu verlangen, als den der sowieso schon recht hohen Preise bei Leica. Und Leica hat halt ihre Fans, die gewillte sind diese Preis zu bezahlen. Allerdings ist Leica in dem Fall mal nicht der Erfinder, denn im Vorfeld hatte Phase One mal ein Monochromes Rückteil.

So nun das soll es erstmal gewesen sein, der Artikel wurde nun doch länger als gedacht und was meint Ihr, wäre das eine Kamera für Euch?